Dienstag, 27. Dezember 2011

5

Ich atme tief ein. Ich wusste er würde nicht kommen. Irgendetwas in mir hat es die ganzen zeit gewusst. Ich Drücke mich mit meinen Händen von dem Stuhl, werfe einen letzten hoffend Blick zu tür, wische die tränen weg und gehe den Flur entlang. "Luisa", die stimme klingt als wäre jemand einen Marathon gelaufen."was",es klingt viel schärfer als ich es beabsichtigt hatte. Ich drehe mich um und werde dem jungen man der vor mir steht ein entschuldigende Lächeln zu. Aber er scheint mit nicht böse zu sein. "ich bin Jack..." langsam dämmerte es, mein Vater hatte von ihm erzählt. Er war der Sohn seiner neuen Frau. Mein stiefbruder? Ich glaube so heist es. "...unsere Vater konnte nicht kommen. Es tut ihm furchtbar leid und es war nicht leicht für ihn diese Entscheidung zu treffen."
Er stockte als warte er drauf,das ich etwas sage, aber ich wollte nicht wissen welche Entscheidung er treffen musst. "ist gut", sagte ich stattdessen. Etwas verlegen nahm er das Wort auf "naja und da dachte ich, da du irgendwie ja meine Schwester bist, sollten wir uns vielleicht mal kennenlernen. Deshalb bin ich statt ihm zu dir geflogen." Auch noch das. Zu allem musst ich jetzt auch noch Schwester-Bruder kennenlernenspiele mitmachen. Aber er hatte die ganze Reise hintersinn und ach scheise. "klar gerne!" ich zeigte mit der Hand den Flur entlang. Fast hätte ich gesagt: Willkommen im Irrenhaus. Aber ich unterdrückte es und lief ihm nach.

Donnerstag, 22. Dezember 2011

4

Ich sitze da und warte. Ich warte darauf, dass sich der Sekundenzeiger etwas schneller bewegt. Ich sitze einfach da und zähle Sekunden, Minuten und Stunden. Einfach nur dasitzen. Eine Krankenschwester kommt vorbei, sie lächelt: "Guten Morgen." Ich lächele zurück:"Morgen." Sie geht weiter und ich schaue ihr nach. Langsam tasten sich die Sonnenstrahlen durch die großen Fenster. Ich betrachte die schönen Muster, die sie auf dem Boden hinterlassen. Durch die Fenster kann ich erkennen, wie die Bäume im Wind schaukeln und ich sehe die Wolken, die Vögel, die Sonne. Ich stehe auf und gehe zum Fenster. EIn bisschen kann man die Wärme durch die Fenster spühren, ein kleines bisschen ist es so als würde ich wirklich draußen stehen. Ein kleines bisschen. Ich wische mir eine Träne von der Wange.
                                     Heute wäre ein guter Tag zum sterben gewesen.

Montag, 19. Dezember 2011

3

Ich bin so gespannt. Ich sitze da und kann kaum still halten, so gespannt bin ich. Ich freue mich, fast lächel ich von ganz allein. Ich bin so voller Vorfreude. Ich erwarte etwas und genau darin liegt der Fehler.
In dieser Welt darf man nichts erwarten. 
Nichts.

Mittwoch, 14. Dezember 2011

2

Ich atme ganz tief ein und halte die Luft an. In meinen Kopf sind so viele Gedanken. Ich kann keinen einzigen klar fassen. Gelächter. Verzogene Gesichter. Menschen lachen mich aus. Lehrer. Schlechte Noten. Angst. Schweißgeruch in der Umkleide. Getuschte Wimpern. Das Pausenklingen.Panik. Menschenhaufen. Bushaltestellen.  
                                                       Und immer mehr Gelächter.
Ich halte mich die Hände auf die Ohren und ziehe meine Beine an meinen Bauch. Einatmen. Ausatmen.
                                                                     "Nein."
Ich atme als hätte ich gerade einen Marathonlauf hinter mir. Nein, nein, nein!! Ich will nicht über die Schule reden. Nein. Er soll aufhören, seinen Mund halt. Einfach leise sein. Ich schließe meine Augen. Merke wie ich anfange zu weinen. Aufhören. Aufhören. Er soll mich einfach in Ruhe lassen. doch er redet immer weiter und weiter. Wenn er will das ich zusammenbreche dann hat er gewonnen.