Mittwoch, 13. Juni 2012

-14-

Ich halte es ihr drin keine Sekunde länger aus. Hektisch rüttel ich an dem Fenster, aber es öffnet sich nicht. Immer heftiger rüttel ich daran, Panik steigt in mir auf. "Alles okay?" erschrocken fahre ich herum. Lautsstark fällt dass Teelicht zu Boden, das auf dem Fenterbrett gestanden hatte. Er lächelt leicht. "Geh mal zu Seite. Mama hat das Fenster mit einer Kindersicherung ... eben abgesichter. Sie hatte Angst, weil es so leicht ist dort einzusteigen." Vorsichtig schiebt er mich  zur Seite und öffnet das Fenster. "Danke." flüstere ich. Ich hatte wirklich für einen kurzen Moment geglaubt sie hätten mich eingesperrt. Seine Schritte werden leiser und verstummen schließlich. Zitternd atme ich aus und schwinge mich aus dem Fenster.
In der Bahn beobachte ich die Menschen um mich herum. Ein Junge steigt zusammen mit einen Mädchen ein. Ihre Wimperntusche ist verlaufen, ihr Lippenstift verschmiert und ihre Haare völlig verwuschelt. Ihr Beine sind dünn. Nicht mager, einfach dünn und stecken in einer Lederhose. Immer und immer wieder schluchzt sie heftig. Der Junge ist zu betrunken um irgendwas sinnvolles von sich zu geben. Wie viel Uhr haben wir? Halb zehn? Ich lasse meinen Blick streifen, er belibt bei einer alten Frau hängen. Auf ihrer Nase sitzt ein dicke Brille, auch ihr Lippenstift ist verschmiert, aber bestimmt aus andern Gründen. Sie lächelt, als sie meine Blick bermerkt und ich wende ihn ab. Ich schaue zurück zu dem Mädchen, sie liegt in dem Armen des Jungens, während er weiter unverständliches  Zeug murmelt, beruhigt sie sich langsam. Ich beobachte wie ein großer blonder Junge ganz hinten mit seinem Feuerzeug den Sitz anschmort während seine Freunde ihm zu jubeln. Die Bahn bleibt stehen und ein kalter Luftzug fährt durch das Abteil. Die Arme um mich schlingend bereue ich keine Jacke mitgenommen zu haben. "Kirschblütenweg" verkündet die Ansage und ich entscheide mich dafür hier auszusteigen. Als ich ein paar Schritte gelaufen bin werde ich von hinten angetippt. Ein kleines, vielleicht 5 jähriges Mädchen hält mir meinen Lippenstift entgegen. "Den hast du fallen gelassen." Sie lächelt zu mir rauf. Ihr blond-braunen Locken hüpfen aufgeregt um ihr Gesicht als sie mir zwei weiter Schritte entgegen läuft. "Vielen Danke. Das ist sehr lieb von dir." sage ich während ich ihr den Lippenstift aus der Hand nehme. Glücklich hüpft sie zu ihrer Mutter zurück und nimmt ihr Hand. Ich bemerke den voll mit Mitleid gefüllten Blick von ihrer Mutter. Eine Sekunde zu lang hat ihr Blick auf meinen Beinen geruht. Ja, denke ich, ich hoffe auch, dass das ihrer Tochter erspart belibt. Meine Weg setze ich ziellos fort. Ein paar mal fahre ich die Rolltreppe hoch und runter. Kaufe mir eine Zeitschrift und laufe wieder uaf dem Bahntseig hin und her. Eine Gruppe von Mädchen, vielleicht 16-17 zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich setze mich auf eine Bank um sie ein bisschen zu beobachten. -ich ,die kranke Stalkerin- Irgendwie muss ich ja wissen wie man sich 'normal' verhält. Sie tuscheln und lachen immer wieder laut auf. Ein großes Blondes Mädchen zeigt aufgeregt auf ihr Handy. Es wird herum gegeben, bis jede mal einen lick darauf geworfen hat. Eine kurzen moment herrscht Ruhe, dann brechen sie in lautes Gelächter aus. Verwundet betrachte ich eins der Mädchen. Sie hat kurze braune Haare. Hat sie einen Spiegel zu Hause? Irgendwie sieht es nicht gerade danach aus. Die kurze Hose ist ein wenig zu kurz und hängt ein bisschen zu tief. Ihr Oberteil ist ebenfalls zu kurz. Somit erhälten man freie Sicht auf ihren Tanga und ihren Speck der über die Hose hängt. Ich wende meine Blick ab und versuche die Anzeigetafel, wann die nächste Bahn kommt, zu verstehen. "Verfolgst du mich etwa", lacht er und lässt sich neben mich auf die Bank fallen. Ich zucke zusammen, als er seinen Arm um mich legt und mich zur Begrüßen auf beide Wangen küsst. Er zwinkert mir zu. "Alles gut?" "Ja alles gut. Bei dir?" Er dreht sich rum und ruft ein paar Namen. Eine Gruppe bewegt sich in unsere Richtung. "Ey Leute, das ist Luisa." Er lächelt. "Ihr wisst schon, ich habe euch von ihr erzählt." Ein dicklicher Junge lacht "ist das deine Super-Heiße Freundin?" dafür bekommt er einen Kopfnuss (?) und fängt an zu schmollen. "Schwachkopf, das ist seine beste Freundin. Ich bin Ben." Er hält mir seine Hand entgegegen. "Hey", ich lache etwas. Hinter ihm beginnt der Dicker wild herum zu springen. "Unsere Bahn! Unsere Bahn.!" "Schnell, Schnell." ruft irgendwer. "Mach's gut. Und denk dran, wir sehen uns ganz bald mal in Ruhe." Ruft er mir halb im rennen zu. Als letzter springt er gerade noch rechtzeitig in die Bahn, dann schliesen sich die Türen. Ich schüttel den Kopf und lache in mich hinein, er hatte schon immer lustige Freunde.
Ich muss noch eine halbe Stunde auf meine Bahn warten. Die Verkäuferin in der Bäckerei macht mir einen Tee, weil ich so verfroren aussehe und sie glaubt, dass ich krank werde. Wir reden ein bisschen und dann fahre ich wieder zurück.

Dienstag, 5. Juni 2012

Ha, wer hätte das gedacht.

So schnell es mir möglich ist, laufe ich durch die Straßen. Meine Gedanken wirbeln nur so umher. Ich habe mich nicht daran gehalten, ich hatte es doch versprochen. Der Wind verstrubbelt meine Haare, ich ziehe die Schultern ein bisschen hoch und senke meinen Kopf. Hatte sie nicht gesagt es ist warm?
Mit voller Wucht knalle ich gegen ihn. Ich habe ihn wikrlich nicht kommen sehen. Erschrochen starre ich ihn an, erst als er zu grinsen beginnt wird es mir bewusst. "Schuldigung", ich versuche auf dem schmalen Gehweg mich an ihm vorbei zu drängen, aber er hält mich am Handgelenk fest. Für einen kurzen Moment merke ich, wie dünn es ist. "Seit wann bist du wieder hier?" Ich glaube seine Stimme ist tiefer geworden. Wieso hat er sich nicht gemeldet? Freunde machen doch sowas, oder? Ich schaue zu ihm hoch. Noch immer hält er mein Handgelenk umschlossen. Weiß er denn nicht, dass ich gar nicht wegrennen kann, auch wenn ich nichts lieber wollte. "Seit ein paar Tagen.", höre ich mich selbst sagen. "Wieso hast du nicht gemeldet?" Ich lache auf:" Das fragst DU mich?" Er lässt meinen Arm los.
"Du bist böse auf mich?"
"Nein, ich bin nicht böse. Ich bin vielleicht ein bisschen enttäuscht. Ich wollte dich nicht so blöd anmachen."
Nein kurzes Lächeln. "Ich weiß, Luisa. Ich bin ein Feigling. Ich hatte keine Ahnung, wie ich...naja..mit dir und deiner ... Krankheit? .. umgehen sollte. Ich hatte gehofft du kommst einfach wieder und bist wieder normal... gesund."
"Tja, da warst du nicht der einzige. Aber es ist schon in Ordnung."
"Wirklich?"
"Nein."
Ein langes schweigen folgt. Ich würde gerne etwas sagen, aber es scheint alles so sinnlos.
"Sehen wir uns bald wieder?"
Ich grinse ihn an. Er hat mir doch sehr gefehlt und irgendwie wird er immer mein bester Freund sein.
"Ganz bald", sage ich und laufe weiter.
"Ich freu mich." Ich werfe ihm über die Schulter einen Kuss zu und sehe aus dem Augenwinkel wie er ihn fängt und in seine Tasche steckt. Ich muss lächeln und weiche gerade noch so einem Verkehrsschild aus.
Fast hätte ich all meine Sorgen vergessen.


Montag, 4. Juni 2012

-12-

Ich habe mich so unendlich lange nicht gemeldet. Vielleicht sollte ich mich dafür entschuldigen, aber eben nur vielleicht.
Aber ich möchte euch ein bisschen erzählen. Als ich damals angefangen habe abzunehmen, dachte ich nie, das es so furchtbar enden würde. Irgendwie muss ich jetzt damit leben, was mir nicht besonders gut gelingt.  In den letzten Monaten habe ich einiges begriffen. Trotzdem kann ich es nicht umsetzen. Vielleicht aus Angst? Ich weiß es nicht. Eigentlich wollte ich euch erzählen, dass ich wieder zu Hause bin. ich werde auch einige Wochen hier bleiben. Es ist aber nicht so, dass ich entlassen wurde oder 'gesund' bin, viel mehr, ist das ein neuer Versuche 'gesund' zu werden. Ich gehe jeden Tag zu meinem Therapeut, dort muss ich einen Essensplan selbst aufstellen. Es fällt mir unendlich schwer und bringt viele Tränen mitsich. Aber ich glaube langsam werde ich ein bisschen besser. Ich habe versprochen mich an ihn zu halten und ich gebe mein bestes. Am Abend muss ich dann wieder zu meinem Therapeuten und wir besprechen den Plan. Es ist niemadn da, der überwacht, ob ich mich wirklich daran halte. Natürlich werde ich gewogen, aber niemand ist da und beobachtet mich beim Essen. Es ist angenehmer als in der Klink und es hilft. Ich habe etwas zu genommen und muss nicht mehr an die Sonde. Ich bin erleichtert und irgendwie habe ich grausame Angst in mir.
Ich hoffe ich werde mehr Zeit finden zu bloggen und bin euch sehr dankbar.